«Hier können wir aus dem Vollen schöpfen und unsere Kreativität ausleben»

Portrait von Therese Wenger, Wettingen, Frisuren/Maske

Angefangen hatte alles mit einer Notfallübung. Als Therese Wenger 2003 bei der Hauptprobe «Die Finte» des Theaters in Baden dabei war, weil ihr Ehemann mitspielte, standen ihr fast die Haare zu Berge. «Die Schauspielenden trugen alte Kostüme, aber die Frisuren und die Schminke passten überhaupt nicht dazu.» Geht gar nicht, fand die gelernte Coiffeuse, die damals gerade eine Weiterbildung als Theatercoiffeuse absolvierte. Also frisierte und schminkte sie die Schauspieler in aller Eile. «Das war anfangs noch etwas behelfsmässig, aber wir wurden mit der Zeit immer professioneller», erzählt Therese Wenger. Seither ist sie bei jeder Produktion für die Maske zuständig und sorgt mit Helferinnen dafür, dass die Akteure auf der Bühne eine gute Falle machen. Auch bei anderen Produktionen half sie schon mit, wie etwa bei den Klosterspielen in Wettingen oder bei einer Schulproduktion mit über 400 Kindern.

Für Therese Wenger, die viele Jahre einen eigenen Coiffeursalon in Neuenhof führte, sind die Theaterproduktionen immer eine spannende Aufgabe und Abwechslung zum Alltag. «Hier können wir aus dem Vollen schöpfen, unsere Kreativität ausleben und unser Können unter Beweis stellen.» Denn mit einer Frisur und der entsprechenden Schminke lässt sich der Charakter einer Bühnenfigur gezielt unterstreichen. «Es ist erstaunlich, wie man damit eine Person verändern kann.» Das erfordert eine gute Vorstellungskraft, aber auch das Gespür für die einzelnen Rollen. Sie tauscht sich deshalb intensiv mit den Kostümfrauen und den Darstellenden aus. «Teamwork ist sehr wichtig.»

Die aktuelle Produktion «Willkommen» ist insofern etwas weniger spannend als etwa die Oscar Wilde-Produktionen, weil das Stück in der Jetztzeit spielt. Trotzdem ist auch hier das Knowhow der Theatercoiffeuse gefragt. Schauspieler Adrian Müller, der den Benny spielt, musste etwas «verjüngt» werden. Deshalb hat ihm Therese Wenger die Haare blond getönt. «An sich ist es einfacher, eine junge Person älter zu machen als umgekehrt», meint sie schmunzelnd. Doch sie schafft auch dieses Kunststück. Die Gäste werden staunen, wie gut nun Benny in die WG-Runde passt, obwohl er ein paar Jährchen älter ist.